O du fröhliche, o du selige…

Verstehen wir Christen den Inhalt dieses bekannten Liedertextes? Was empfinden schliesslich Migrantinnen und Migranten dabei?  So vieles war und ist für sie nicht «fröhlich» oder gar «selig».  Ungern berichten sie von Verfolgung, Gefängnis, Rechtlosigkeit, Gewalt, Flucht, traumatisierenden Erlebnissen.

Der letzte Begegnungsabend im Jahr 2019 des Obermarch-Mitenand-Projekts beinhaltete das Thema Geschenke. Dabei spielt natürlich auch das Umfeld von Advent und Weihnachten hinein. Der Abend wurde mit einer kurzen besinnlichen und anschaulichen Kurzgeschichte eingeleitet. Dann wurde gesungen: «Ein heller Stern in die dunkle Nacht» und das bekannte im Titel angesagte Weihnachtslied. Es gehört hier in der Schweiz zu unserer Kultur und soll auch von anderen Religionen und Kulturen gehört werden. Wir Einheimische hören und akzeptieren auch uns fremde religiöse Bräuche und Sitten.

Zum Thema Geschenke wurde an acht Tischen eifrig ausgetauscht.

Gespräch an einem der Tische

Was wird üblicherweise geschenkt? Geht es bei uns nur um Konsum, um black days und big money? Ist eine Schwangerschaft ein Geschenk? Sind Kinder Geschenke? Ist die gewonnene Sicherheit in der Schweiz auch ein Geschenk? Was gehört zu unserem Festbrauch? Der Christbaum; der Samichlaus; der Schmutzli; Kerzen; Maria; das Jesuskind?

Das Migrantenprojekt will nicht belehren, sondern das Gespräch ermöglichen, korrekten Ausdruck, eine gute deutsche Sprache fördern, Begegnung schaffen, zuhören und austauschen, einen Beitrag zur Integration leisten.

Das Gegenteil von Integration ist Abschottung und Resignation!

Inzwischen bereiteten Res Küng und das Küchenteam ein festliches Abendessen vor: Als Vorspeise: gemischter Salat, dann Rindsvoressen mit Pilzen, Rüebligemüse und Kartoffelstock. Zuletzt zum Dessert: Quarktorte. Und dazu das gute Märchler Wasser.

In Erwartung auf den Hauptgang

Die inzwischen etwa 60 Erwachsenen und 30 Kinder waren begeistert.

Recht viele der Migrantinnen und Migranten sind seit jeher im Projekt dabei. Viele haben Vertrauen zu anderen Asylsuchenden und zu einheimischen Helfern gefasst. Es werden  -natürlich auf Hochdeutsch-  Anliegen und Sorgen, aber auch positive Erlebnisse und Erfolge ausgetauscht. Und natürlich gibt es Migrantinnen und Migranten, die meinen, sie seien im Paradies angekommen. Sie sind hier mit einer riesigen Erwartungshaltung und müssen lernen Eigenverantwortung zu übernehmen.  Andere sind eigenständig sehr fleissig am Lernen und am Suchen einer Arbeit und freuen sich über jede Schnuppermöglichkeit oder gar Lehrstelle. Wieder andere kommen zum ersten Mal ins Projekt, auch von ihren Sozialämtern aufgefordert, und geniessen die lockere, fröhliche Atmosphäre und die kulturelle Offenheit.

Es bleibt das Anliegen des Projekts, die verschiedenen Kulturen zusammenzuführen und ein gutes sachliches Gespräch in deutscher Sprache anzubieten. Es geht um Begegnung, nicht um Hilfe, die von Fachpersonen, den Sozialämtern viel kompetenter und effizienter angeboten werden kann.

Dass viele Frauen und auch Teens und Kinder sich in den äusserst geeigneten Räumlichkeiten in Buttikon wohlfühlen, freut das Team. Es hat dem Küchen-, dem Gesprächs- und dem Kinderbetreuungsteam, allen freiwilligen Helfern, herzlich zu danken.

Der nächste Begegnungsabend wird erst am 3. Februar 2020 am gleichen Ort, zur gleichen Zeit stattfinden. Flyer liegen in den Gemeinden und Pfarreien auf. (eing

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